Thema:   Re: Schöne Grüße an die beste Schule aller Zeiten
Datum:   Dienstag, 21. Maerz 2006 15:36
Absender:   Erwin Appenzeller
 
  Lieber Flo Unbekannt,

ausnahmsweise helfe ich Dir dabei, dass Dein Gästebucheintrag drin bleibt, nämlich indem ich Dir darauf antworte.

Es kommt nicht oft vor, dass ein ehemaliger Schüler anonym "liebe Grüße an das gute, alte Landschulheim" sendet, weil er "kein Risiko eingehen" will und nicht möchte, dass Lehrer wegen seines Namens erschrecken oder sogar einen Herzinfarkt erleiden. Dass manch ein Schüler Jahr für Jahr um das Vorrücken zittern muss, das gibt's - bzw. gab's - ja schon öfter, nicht nur bei Dir oder bei Hermann Hesse, das kenne ich aus meiner eigenen Schulzeit nur allzu gut! Deswegen weiß ich aber auch, dass dies allein aber nicht der Grund dafür sein kann, wenn man sich in die Anonymität flüchtet! Deinen weiteren Ausführungen ("... narzisstische Kinderkreuzverbieger ..."), lieber Flo Unbekannt, entnehme ich, dass bei Dir auch noch ein anderer Aspekte als nur die Rücksicht auf die Gesundheit Deiner ehemaligen Lehrer eine Rolle spielen könnte.

Wenn jemand anonym schreibt, dann betrübt mich das! Grundsätzlich! Und in Deinem speziellen Fall hat das ganze "einmalige Ambiente unserer Schule" offenbar nicht seine übliche, altgewohnte Wirkung gehabt! Denn seit jeher waren wir (Schüler wie Lehrer) am Landschulheim ein wenig stolz darauf, dass bei uns auch nicht-kognitive Erziehungsziele, wie Verantwortung, Wahrhaftigkeit und Zivilcourage, ganz weit oben stehen - nicht nur auf dem Papier, sondern durchaus auch im ganz normalen Schulalltag.

Zugegeben, es kommt vor, dass man sich als Schüler mit dem einen oder anderen Lehrer einfach nicht verträgt. Dies geht auch manchmal dem einen oder anderen Lehrer mit einzelnen Schülern so. Und wenn dabei Wunden entstehen, die so tief sind, dass sie nicht mehr heilen können, dann ist das schlimm für den bzw. die Betroffenen! Aber es gibt ein Leben nach der Schule. Dies gilt für alle gleichermaßen, Schüler wie Lehrer - gleichgültig wie erfolgreich oder "erfolglos" ihr Tun an der Schule war. Und Kritik kann man auch äußern, ohne verletzen zu müssen! Es muss auch nicht immer nur die große Freundschaft oder Harmonie ausbrechen, aber - aller Vorwürfe und Vorbehalte zum Trotz - vernünftig miteinander reden kann man eigentlich immer. Wenn dies nicht mehr geht, dann ist irgendetwas falsch gelaufen, dann haben vielleicht auch wir als Schule - und da gehören viele dazu! - versagt.

Vielleicht, lieber Flo Unbekannt, kann ich mit meinen Zeilen ein wenig dazu beitragen, dass Du Deine Einstellung zu Deiner ehemaligen Schule, genauer gesagt Deine Meinung über Deine ehemaligen kreuzverbiegenden Narzissten noch einmal überdenkst, vor allem aber, dass Du Dich traust, zumindest zukünftig auch mit Deinem eigenem Namen zu Deiner Meinung oder zu Deiner Kritik zu stehen. Die Courage dazu wünsche ich Dir jedenfalls!

Erwin Appenzeller